Warum Arbeiten im Alter für viele zur erfüllenden Perspektive wird – Beispiele von Letterman bis Lagerfeld und was die Wissenschaft dazu sagt.
Arbeiten im Alter als Ausdruck von Selbstverwirklichung
David Letterman bringt es auf den Punkt: Ruhestand sei „Unsinn“. Mit 77 Jahren denkt der ehemalige Late-Night-Host nicht daran aufzuhören – stattdessen produziert er Netflix-Formate und engagiert sich sozial. Seine Aussage gegenüber dem Magazin GQ („Was soll ich tun? Zuhause sitzen und staubsaugen?“) macht deutlich, dass für ihn Arbeiten im Alter nicht Verpflichtung, sondern Lebensinhalt ist.
Ein vergleichbares Beispiel: Karl Lagerfeld. Der Designer arbeitete bis zuletzt – mit ungebrochener Energie. Ruhestand kam für ihn nicht infrage. Beide Persönlichkeiten stehen exemplarisch für ein aktives Berufsleben jenseits klassischer Altersgrenzen.
Wissenschaftliche Studien stützen die These
Laut einer Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln kann sich rund ein Drittel der Befragten vorstellen, auch nach Renteneintritt weiterzuarbeiten. Ausschlaggebend ist dabei weniger das Geld – sondern die Möglichkeit zur Selbstbestimmung und Gestaltung. Besonders unter Führungskräften und Hochschulabsolventen ist diese Bereitschaft ausgeprägt.
Die IW-Studie zeigt zudem: Die Fachkräftesicherung hat für viele Unternehmen oberste Priorität – oft höher als die wirtschaftliche Lage. Damit wird Arbeiten im Alter auch aus betrieblicher Sicht zunehmend relevant.
Zur Studie:
Institut der deutschen Wirtschaft: Studie „Wer will im Rentenalter arbeiten?“
Arbeit als sinnstiftende Erfahrung
iele ältere Menschen empfinden Arbeit als Quelle der Zugehörigkeit, des Lernens und der Sinngebung. Das zeigen unter anderem Forschungsergebnisse des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, wonach Erwerbstätigkeit im Alter mit höherer Lebenszufriedenheit, stabileren sozialen Beziehungen und besserer mentaler Gesundheit einhergeht. Arbeit strukturiert den Alltag, ermöglicht persönliche Zielsetzungen und bietet weiterhin soziale Anerkennung – Elemente, die auch jenseits klassischer Erwerbsbiografien eine wichtige Rolle spielen.
Besonders im Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand zeigt sich: Wer weiterhin geistig gefordert wird und sich in gesellschaftliche oder berufliche Kontexte einbringt, bleibt länger aktiv – physisch wie psychisch. Dabei geht es längst nicht mehr nur um klassische Vollzeitbeschäftigung. Vielmehr gewinnen alternative Formen an Bedeutung: Projektarbeit auf Zeit, punktuelle Expertentätigkeiten, ehrenamtliches Engagement oder Mentoring-Programme, in denen langjährige Erfahrungen weitergegeben werden. Diese Aktivitäten verbinden das Bedürfnis nach Wirksamkeit mit zeitlicher Flexibilität und ermöglichen individuelle Lebensgestaltung auch im höheren Alter.
Hindernisse erkennen – Lösungen gestalten
Dennoch bestehen reale Hürden für Arbeiten im Alter. Wer gesundheitlich eingeschränkt ist oder viele Jahre unter hoher körperlicher oder emotionaler Belastung gearbeitet hat, begegnet dem Gedanken an weiterführende Erwerbstätigkeit häufig mit Zurückhaltung. In solchen Fällen steht oft die berechtigte Sorge im Vordergrund, die verbleibende Lebenszeit aktiv zur Erholung und Regeneration zu nutzen. Auch die Rentensystematik und sozialpolitische Rahmenbedingungen bieten nicht immer geeignete Anreize für eine freiwillige Weiterarbeit.
Darüber hinaus wirkt das gesellschaftlich tief verankerte Narrativ der „verdienten Ruhe nach Lebensleistung“ vielfach hemmend. Die Vorstellung, dass mit dem Eintritt in den Ruhestand ein endgültiges Ende der beruflichen Phase erreicht sei, beeinflusst Selbstbilder ebenso wie unternehmerische Personalstrategien. Studien betonen daher den Stellenwert der Unternehmenskultur: Wo ältere Beschäftigte wertgeschätzt, gezielt gefördert und in strategische Prozesse eingebunden werden, ist die Bereitschaft zur Weiterarbeit signifikant höher. Flexible Modelle, altersgerechte Aufgabenprofile und transparente Kommunikation bilden die Grundlage dafür, dass ältere Fachkräfte ihre Entscheidung für oder gegen ein berufliches Engagement bewusst und motiviert treffen können..
Neue Perspektiven für Wirtschaft und Gesellschaft
Die Debatte um Arbeiten im Alter hat auch strukturelle Relevanz. In Zeiten des demografischen Wandels kann die gezielte Einbindung erfahrener Fachkräfte entscheidend zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes beitragen. Das IW weist darauf hin, dass 90 % der befragten Unternehmen den Renteneintritt der Babyboomer als Verschärfung des Fachkräftemangels einstufen.
Die Entwicklung neuer Modelle wie temporäre Beschäftigungen, Consulting-Tätigkeiten oder Plattformlösungen ohne Altersgrenze schafft hier neue Wege.
Arbeiten im Alter ist keine Ausnahme, sondern Potenzial
Letterman und Lagerfeld stehen für eine Haltung, die den Ruhestand nicht als Endpunkt, sondern als Neuanfang begreift. Studien bestätigen: Arbeiten im Alter ist mehr als machbar – es ist für viele Menschen der Schlüssel zu Zufriedenheit, geistiger Fitness und gesellschaftlichem Beitrag. Entscheidend sind die richtigen Rahmenbedingungen, flexible Modelle und ein kultureller Wandel.
Bonus: Grandfluencer – Arbeiten im Alter mit digitalem Einfluss

Ein besonders dynamisches Beispiel für Arbeiten im Alter zeigt sich im digitalen Raum: sogenannte Grandfluencer – also Influencerinnen und Influencer höheren Alters, die auf Plattformen wie Instagram, YouTube oder TikTok aktiv sind. Sie geben Einblicke in ihren Alltag, teilen Lebenserfahrung oder thematisieren Mode, Politik und Gesundheit – und erreichen damit Hunderttausende.
Was sie eint: Sie leben vor, dass Sichtbarkeit und Relevanz im digitalen Zeitalter keine Frage des Geburtsjahres sind. Grandfluencer sind der Beweis dafür, dass auch jenseits traditioneller Arbeitsmodelle neue Formen von Wirksamkeit und Selbstverwirklichung entstehen – mit gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bedeutung.
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